Offener Brief zur Reaktivierung der Krebsbachtalbahn

Nach der Entscheidung der Stadt Bad Rappenau gegen die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn hat der gesamte Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim einen offene Brief an die Stadträte der Kurstadt versendet.
Wir hoffen, dass die Räte ihre Entscheidung nochmals überdenke und die Zukunft unserer Region nicht außer acht lassen.

Offener Brief an die Gemeinderäte der Stadt Bad Rappenau

Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates der Stadt Bad Rappenau,

in der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Bad Rappenau vom 19.05.2022 wurde von Ihrem Gremium mit knapper Mehrheit die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn abgelehnt.
Auch wenn uns klar ist, dass dies ein Beschluss eines demokratisch gewählten Gremiums ist, können wir, die Mitglieder des Gemeinderates in Neckarbischofsheim, diesen Beschluss weder nachvollziehen noch in irgendeiner Weise verstehen.

In dieser Sitzung des Gemeinderates vom 19.05.2022 wurde offensichtlicch versucht, den Eindruck zu erwecken, dass der Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim und auch die Bürger nicht geschlossen hinter diesem Projekt stehen.

Dem ist aber nicht so und wir als Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim möchten auf diesem Wege diesem Versuch mit aller Entschiedenheit entgegentreten.

Der Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim hat frühzeitig erkannt, welche Chance in der Reaktivierung der Krebsbachtalbahn mit dem Lückenschluss nach Bad Rappenau für unsere gesamte Region steckt. Bereits in der Sitzung vom 25.01.2022 hat sich der Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim einstimmig für dieses Projekt ausgesprochen und dafür sehr viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten.

Dass wir mit dieser Meinung nicht allein stehen, zeigt exemplarisch auch die gemeinsame Pressemitteilung der sieben Lantagsabgeordneten der Wahlkreise Sinsheim und Eppingen Hermino Katzenstein (Grüne), Erwin Köhler (Grüne), Dr. Albrecht Schütte (CDU), Dr. Michael Preusch (CDU), Jan-Peter Röderer (SPD), Klaus Ranger (SPD) und Georg Heitlinger (FDP) vom 18.05.2o22, die dort unter anderem schreiben, „dass sich die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn lohnt und die wahrscheinlich einmalige Chance jetzt genutzt werden muss.“

Die Vorteile einer Reaktivierung der Krebsbachtalbahn liegen aus unserer Sicht auf der Hand und sollen hier nochmals kurz zusammengefasst werden:

  • Stärkung des ländlichen Raumes: Hier haben die Bundesrepublik Deutschland, das Land Baden-Württemberg, der Landkreis Heilbronn, der Landkreis Rhein-Neckar und auch die Stadt Neckarbischofsheim bereits ihre Kostenzusage für ein zukunftsweisendes Infrastrukturprojekt gegeben. D.h. hier werden fast 60 (!!) Millionen Euro in unserer Region investiert, die wirklich gut angelegt sind. Nebenbei bemerkt handelt es sich hier zum großen Teil um Bundesmittel, die, sollten wir diese einmalige Chance nicht ergreifen, eben woanders bei schlechter bewerteten Infrastrukurtmaßnahmen ausgegeben werden und die wir dann als Steuerzahler mitbezahlen, ohne dass wir direkt etwas davon haben.
  • Betriebskosten: Anders als bei einem als alternativen Vorschlag vorgebrachten Vorschlag eines Verkehrs mit Elektrobussen, würden bei einem Bahnverkehr auch keinerlei (!!) Betriebskosten auf die beteiligten Kommunen zukommen. Die zusätzlichen Busse würden die Ziele der Verkehrswende auch geradezu ins Gegenteil verkehren und sogar noch mehr Verkehr auf die Straße bringen. Gerade hier ist das Interesse der Stadt Neckarbischofsheim aber sehr groß eben weniger Durchgangsverkehr durch unser schönes Städtchen zu bekommen. Im Rahmen des Fußverkehrschecks wurde auch deutlich welche Verkehrsbelastung durch den Schülerverkehr auf der Straße entsteht, den man dann mit der S-Bahn deutlich reduzieren könnte.
  • Umweltfreundlichkeit: Die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn würde auch für deutlich weniger Emissionen durch den Individualverkehr sorgen und gerade in Zeiten rasant steigender Energiekosten eine echte Alternative für Berufspendler darstellen. Dies wäre dann unser kleiner Beitrag zum Klimaschutz. Welche Folgen der Klimawandel hat, konnte man gerade jetzt bei den Unwettern in Paderborn und Lippstadt beobachten. Viele Neckarbischofsheimer haben auch noch auch die großen Schäden der Unwetter der Jahre 1993 und 1994 vor Augen und können an den Hochwassermarken in der Stadtmitte noch heute jederzeit abgelesen werden.
  • Stadtbahnanbindung für Neckarbischofsheim und Obergimpern: Der Ausbau der Krebsbachtalstrecke mit Stadtbahnanbindung ist nicht nur für die Bürger/innen der Stadt Neckarbischofsheim sondern auch für die Bürger/innen von Obergimpern von großem Vorteil. Gerade Obergimpern war bisher bezüglich des ÖPNV ein großer Verlierer der Stadtbahnanbindung von Bad Rappenau. Dass eine Anbindung an die Stadtbahn eine Aufwertung und wichtiges Attraktivitätsmerkmal für jeden Wohnort bedeutet, steht außer Zweifel.
  • Schulstandort: Ob die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn den geplanten Ausbau einer gymnasialen Oberstufe in der Verbundschule wirklich gefährden würde, lässt sich so sicherlich nicht sagen. Eine gute Anbindung des Krebsbachtals könnte im Gegenteil Eltern dieser Region wohl eher dazu bewegen, ihr Kind bei einer nicht eindeutigen Bildungsempfehlung in Klasse 5 an der Verbundschule Bad Rappenau anzumelden, was dann einer Stärkung der Verbundschule Bad Rappenau gleichkäme. Die beiden allgemeinbildenden Gymnasien in Bad Wimpfen und Neckarbischofsheim wären davon, nach allem was man über Bildungsentscheidungen von Eltern weiß, eher nicht betroffen.
  • Gutachten zur Reaktivierung der Krebsbachtalbahn: Auch der Einwand, das zu Grunde liegende Gutachten sei nicht nachvollziehbar und beantworte wichtige Fragen nicht, kann nicht so stehen bleiben. Wie in der Bürgerversammlung in Bad Rappenau ausführlich erklärt wurde, handelt es sich bei diesem Gutachten um ein mehrfach durchgeführtes und erprobtes Verfahren, das die Wirtschaftlichkeit der Reaktivierung nachweist. Der entscheidende Faktor dabei ist auch: Nur wenn die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, was bei der Krebsbachtal der Fall ist, fließen auch die schon erwähnten Bundes- und Landeszuschüsse. Im vorgestellten Gutachten wurde von einer eher konservativen Schätzung der Auslastung der Krebsbachtal-Bahn ausgegangen. Erfahrungen mit anderen reaktivierten Bahnstrecken zeigen aber, dass die Auslastung in der Realität in der Regel weit höher ist. Andere Regionen würden in einer vergleichbaren Situation sicherlich auf jeden Fall für so ein Projekt stimmen.

Der Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim steht weiterhin geschlossen zu dem Projekt einer Reaktivierung der Krebsbachtalbahn, weil wir dies als eine einmalige Chance für unsere Region sehen.
Wir hoffen, dass Ihr Gremium seine so knapp getroffene Entscheidung gegen eine Reaktivierung der Krebsbachtalbahn im Interesse einer Stärkung unseres ländlichen Raums noch einmal überdenkt.

In der Hoffnung dass wir eine einmalige Chance für unsere Region doch noch nutzen können

Ihr Gemeinderat der Stadt Neckarbischofsheim

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